Stadtwald Böblingen: Mehr Patient als Waldeslust?

Liebe Böblinger*innen und Dagersheimer*innen,

unser Stadtwald erfreut sich großer Beliebtheit. Besonders an heißen Sommertagen verbringen wir gerne und viel Zeit im Wald. Er bietet uns wertvollen Raum für Erholung und Freizeit. Und die Hufeisen-Form um das Stadtgebiet ermöglicht fast überall schnell erreichbare Zugänge. Zunehmend leiden die Wälder aber unter dem Klimawandel.Trockenheit und Hitze setzen auch unserem Stadtwald zu – und gefährden damit den Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Welchen Balance-Akt dies bedeutet, erläutere ich Ihnen hier.

Die reichhaltigen Niederschläge dieses Jahres sind wie eine wohltuende Erfrischung für den arg gebeutelten Forst, der in den vergangenen Hitzesommern schwer gelitten hatte und dem die anhaltende Trockenheit übel mitspielte.

Eine großes Fahrzeug mit Baggerschaufel und Holz geladen im Wald

Vertrocknung nur schwer aufzuhalten

Gegenwärtig wird sehr deutlich, dass trotz der Feuchtigkeit viele Bäume abgestorben sind, sie ihre Kronen nur unzureichend versorgen können. In der Wald-Silhouette sind überall tote Gipfel-Äste von Buchen, aber leider auch von Alt-Eichen zu erkennen. Gerade die Fichten-Bestände sind für die kommenden Zeiten des Klimawandels nicht ausreichend gewappnet: Immer größere Areale stehen vertrocknet und braun zwischen den deutlich grüneren Laubholz-Flächen.

Mehr Laubwald in Dagersheim beim Trimm-Dich-Pfad

Bereits im September 2024 wird daher mithilfe eines Vollernters bei Dagersheim ein weiterer Bereich ausgelichtet, um dort Laubwald hochzuziehen. Der Wald wird hierdurch klar widerstandsfähiger: Denn Laubhölzer können dank Einjahres-Laub Trockenperioden besser ausgleichen als immergrüne Nadelbäume – indem sie durch Laubfall die Verdunstungsfläche verringern. Dies betrifft ebenfalls den Bereich neben dem neu eröffneten Trimm-Dich-Pfad. Hier soll zusätzlich Platz für ein weiteres Fitnessgerät entstehen.

Leider konnten wir den Walderlebnis-Pfad am Ochsentrog nicht mehr rechtzeitig zu den Sommerferien fertigstellen. Die Pfadfinder*innen hatten im Frühjahr bei ihrer 72-Stunden-Aktion bereits fleißig große Vorarbeit geleistet. Unsere Abteilung Umwelt und Grünflächen wird nun zusammen mit Stadtmarketing und Forstbetrieb die noch fehlenden Stationen gestalten. 2025 wollen wir auch diese Erlebnisrunde für Sie freigeben.

Arten schützen und Infrastruktur sichern

Einen im Dagersheimer Wald lebenden, streng geschützten Schmetterling, das Waldwiesen-Vögelchen, müssen wir durch gezielte Pflegemaßnahmen in den lichten Waldwiesen 2025 ebenfalls vermehrt unterstützen, um die Population zu erhalten. Auch hier ist die Austrocknung des Lebensraums vermutlich ein Grund, warum die Insekten, die auf feuchte Wiesengräser zur Eiablage angewiesen sind, zunehmend Schwierigkeiten haben, sich zu vermehren. Es ist uns jedoch ein freudiges Anliegen, diese Rarität auf unserer Gemarkung zu schützen.

Außerdem stellt der Stadtwald weitere Herausforderungen an uns als Stadtverwaltung: Viele Erschließungsprojekte für unsere Infrastruktur betreffen auch Teile des Stadtwaldes. So führen sie zu Problemstellungen, die wir in intensiven Prozessen von Abwägungen und Erläuterungen bearbeiten müssen. Hier sind immer Belange des Artenschutzes Themen wie Mobilität oder Energie gegenüberzustellen. Es geht aber auch um Flächenverbrauch und die gezielte Festlegung von Ausgleichsflächen und -maßnahmen, damit wir die notwendigen Eingriffe bestmöglich kompensieren können.

Zukunft des Waldes sichern

So zeigt sich, wie dringend wir einerseits einen gesunden Wald zur Erholung brauchen – wie sehr aber andererseits die unterschiedlichsten Bedürfnisse von uns Menschen diese Waldgesundheit gefährden. Daher ist es wichtig, in täglichem Ringen nicht die bequeme, sondern immer die bestmögliche Lösung bei
Eingriffen in dieses sensible System zu finden und umzusetzen. Gestalten wir also gemeinsam den Wald von morgen!

Ihre

Christine Kraayvanger
Bürgermeisterin

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