500 Jahre Bauernkrieg: Auftakt zum Gedenkjahr

Liebe Böblinger*innen,

2025 jährt sich der Bauernkrieg zum 500. Mal. Vielerorts erinnern Menschen an den Aufstand, der große Teile Deutschlands betraf und die Menschen in einer Zeit, in der jegliche Mitsprache verboten war, vor teils schwerwiegende Entscheidungen stellte. Ein Kapitel zum Bauernkrieg ist Teil nahezu jeder Orts- und Stadtgeschichte und zeigt, wie sehr das Ereignis zu einer Wegmarke, zu einem Einschnitt im historischen Gedächtnis wurde.

An manchen Orten wirkt der Bauernkrieg mehr nach als an anderen – Böblingen gehört als Ort einer Entscheidungsschlacht zur ersten Gruppe. Während die Stadt Memmingen mit den Forderungen der zwölf Artikel den hoffnungsvollen Beginn der Aufstände markiert, ist Böblingen ein Ort, an dem die Hoffnungen der Menschen auf Veränderung vor 500 Jahren gewaltsam endeten.

Fotos: Stadt Böblingen / Stadtarchiv Böblingen

Wie nun an dieses Ereignis erinnern?

Im Jahr 2000 verdeutlichte der damalige Bundespräsident Johannes Rau anlässlich der 475-Jahr-Feier der Memminger Artikel deren gesellschaftspolitische Bedeutung für die Gegenwart: „Die zwölf Artikel enthalten im Kern die Überzeugung von der Universalität der Menschenrechte. Mit dieser Überzeugung weisen sie weit über ihre Zeit hinaus“. Er bezeichnete es als seine Aufgabe, „an wesentliche Stationen und Momente deutscher Geschichte zu erinnern − und danach zu fragen, was sie für uns heute bedeuten und möglicherweise auch für unsere Zukunft.“

Erinnerung und Gedenken sind Spiegel unserer Gesellschaft. Wir können auch sagen: Gedenktage oder -jahre zeigen – in der Art und Weise, wie wir sie gestalten und deuten –, was Menschen im Hier und Jetzt bewegt.

Die Frage nach Mitsprache und Freiheit beschäftigt uns in unserer demokratischen Gesellschaft nach wie vor – wenn auch vollkommen anders. Begriffe wie Freiheit und Gerechtigkeit werden mehr und mehr zu Schlagworten und Parolen in einem gesellschaftlichen Diskurs, der oft in ein Gegeneinander mündet. Die Begriffe vereinen und spalten uns gleichzeitig als Gesellschaft. Gerade an einem Schauplatz, der vor 500 Jahren nur das
gewaltsame Gegeneinander kannte, ist es wichtig, uns als Ort des Zusammenkommens zu begreifen, an dem vielfältigen Stimmen und Forderungen gehört werden. Aber auch kritisch zu hinterfragen, ob wir manchmal nicht allzu leichtfertig Begriffe verwendenn und damit verbunden Rechte einfordern, die frühere Generationen entbehrungsreich erstritten und die nun für uns alltäglich sind. In diesem Sinne wollen wir mit einem vielfältigen und lebendigen Jahresprogramm gemeinsam mit Ihnen an 500 Jahre Bauernkrieg erinnern.

Sonderausstellung und Denkmal

Am 12. April 2025 startet die neue Sonderausstellung „500 Jahre Bauernkrieg - Ein Ereignis und seine Gesichter“. Sie stellt die Frage nach unseren „Bildern des Bauernkrieges“, die in den vergangenen 500 Jahren entstanden sind – einschließlich interaktivem Begleitformat für Kinder. Denn die „gescheiterte Revolution“ wird zum Vorbild, Leitbild und Argument: von Heinos Liedern bis zum Kinderbuch, vom Orden bis zur Propaganda-Schrift. Wie entstehen unsere „Bilder des Bauernkrieges“, wie verändern sie sich und wie und an welche Aspekte wird erinnert? Hierbei spielt auch die Böblinger Erinnerungskultur in den bildhauerischen Werken von Lutz Ackermann und Peter Lenk eine tragende Rolle. Drei Jahre arbeitete der Künstler Peter Lenk an seinem rund neun Meter hohen, äußerst detaillierten Denkmal zur Erinnerung an die Ereignisse des Jahres 1525 hier in  Böblingen. Ein Denkmal mit Themen, die uns bis heute bewegen und uns gleichzeitig zu einer Zeitreise einladen. Die Einweihung der „Gesichter des Bauernkriegs“ am 9. Mai 2025 um 18.00 Uhr am Oberen See bildet einen Höhepunkt des Gedenkjahres.

Tagung, Familientag, Open Air-Theater und mehr

Am 9. und 10. Mai 2025 wird der Bauernkrieg, der für die Menschen der Zeit einem Rad des Schicksals glich, für uns nah- und erklärbar: Wir erfahren Neues über Personen, Schauplätze und Entscheidungen der Menschen vor unserer Haustüre auf der öffentlichen Tagung „Der Bauernkrieg verORTet“. Am 18. Mai 2025 verwandelt sich unser Marktplatz zum großen Familientag „Uffrur on the Road“ in eine begehbare Theaterwelt für Groß und Klein – mit dem Erlebnis- und Theaterspektakel des Landesmuseums. Ein Abenteuer mit allen Sinnen, Spiel und Spannung, Speis und Trank sowie Unterhaltung für alle Altersgruppen. Im Open-Air Theater „Äbtissin oder Magd – Entscheidungen machen Geschichte“ des Theaters unserer DATKunstschule treffen wiederum die Zuschauer*innen die Entscheidungen für die beiden Hauptfiguren. Denn auch im Aufstand schafften Entscheidungen Geschichte(n). Außerdem: Weinprobe, Vortrag, Ferienworkshop, Kunstführung und mehr.

Diese und viele weitere Veranstaltungen über das ganze Jahr verteilt finden Sie auf der Web-Seite des Bauernkriegsmuseums.

Wir freuen uns auf ein abwechslungsreiches Gedenkjahr mir Ihnen – richten wir gemeinsam den Blick in die Vergangenheit, um für Gegenwart und Zukunft zu lernen!

Ihr

Dr. Stefan Belz

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