BB Klimaschutz-Geschichten
Die besten Geschichten schreibt das Leben: Klimaschutz im Alltag
In unserer Artikelserie „Böblinger Klimaschutz-Geschichten“ berichten Böblinger Bürger*innen von ihren persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit Klimaschutz und Energiesparen.
Familie Sundermann & der Weg zur Schule.
Heute stellen wir Familie Sundermann vor. Das Ehepaar lebt seit langem in Böblingen und hat zwei Töchter (7 und 10 Jahre). Wegen der kurzen Wege haben sie sich für einen Wohnsitz in Seenähe entschieden und genießen es, nicht permanent auf das Auto angewiesen zu sein.
Seit diesem Schuljahr geht ihre ältere Tochter auf eine weiterführende Schule und die Familie hat sich ausführlich mit dem Thema „Schulweg“ beschäftigt.
„Die Schule befindet sich in der Nähe der Freiburger Allee. Von uns aus (Nähe Landratsamt) sind es ca. 1,5 Kilometer. Gemeinsam mit unserer Tochter gingen wir die Möglichkeiten durch:
- Auto Die Variante „Elterntaxi“ ist natürlich bequem. Es würde aber bedeuten, dass wir an ca. 200 Tagen im Jahr die Strecke zweimal hin und wieder zurückfahren, also insgesamt 1.200 Kilometer im Jahr. Das ist nicht gerade ökologisch, zumal ein kalter Motor ein wahrer Spritschlucker ist: 10 Liter oder mehr pro 100 Kilometer. Nicht zu verachten ist auch der Zeitaufwand: Im morgendlichen Böblinger Verkehr würde die Elterntaxifahrt ewig dauern und die Straßen zusätzlich verstopfen.
- Fahrrad Bis zur Schule geht es von uns aus ziemlich steil den Berg hoch. Selbst ich als passionierter Radfahrer verfluche diesen Buckel entlang der Eugen-Bolz-Straße. So konnten meine Frau und ich nachvollziehen, dass unsere Tochter sich dem morgendlichen Weg mit dem Fahrrad verweigerte.
- Zu Fuß Ist eine Strecke von 1,5 Kilometer für ein 10-jähriges Kind mit Schulrucksack zumutbar? Eigentlich ja, denn die Strecke ist in nur 20 Minuten bewältigt. Um unserer Tochter den Umstieg zu erleichtern, haben wir uns zunächst dagegen entschieden. Für die Zukunft wollen wir aber diese Option nicht ausschließen.
- Bus Gemeinsam mit unserer Tochter haben wir uns schlussendlich für den Bus entschieden. Zusammen mit einem Freund geht sie nun morgens zur Bushaltestelle und trifft auf ihrem Weg weitere Mitschülerinnen und Mitschüler. Viele Pädagogen betonen wie wichtig die soziale Komponente des gemeinsamen Schulwegs für Kinder ist. Und die Kosten? 40,00 Euro im Monat. Das ist sicher nicht wenig, aber die Fahrt mit dem Auto kommt mit 40 Cent pro Kilometer auf etwa den gleichen Preis.
Wir sind zufrieden mit unserer Entscheidung, denn nicht nur der ökologische Vorteil liegt auf der Hand. Die Fahrt mit dem Bus dient auch dem sozialen Miteinander. Außerdem trägt sie zur allgemeinen Sicherheit bei, denn weniger Autos bedeuten auch weniger Gefährdung für alle Schulkinder.“
Familie Baldenhofer/Schmitt & ihr bewusstes Leben
Heute stellen wir Ihnen Sabine Baldenhofer und Roland Schmitt vor. Beide leben seit 60 Jahren in Böblingen und Sindelfingen. Wir haben Sie gefragt, warum ihnen Klimaschutz wichtig ist, was sie genau tun und mit welchen Schwierigkeiten sie sich konfrontiert sehen.
„Wir setzen uns für Klimaschutz ein, weil wir überzeugt sind, dass der Klimawandel menschgemacht ist und wir in den Industriestaaten weit über die Verhältnisse leben, die dem Klima unseres wunderbaren Planeten zuträglich sind. Aus diesem Grund und aus Respekt gegenüber den Menschen, die sich nicht einmal das Allernötigste leisten können, leben wir ressourcenschonend.
Vieles ist für uns beim Klimaschutz mittlerweile selbstverständlich:
- Sparsamer Umgang mit Wasser, Ökostrom und Wärme, z.B. weniger Duschwasserverbrauch, Wäsche auch mal lüften und nicht gleich in die Waschmaschine, Raumtemperatur von 19 bis 20 Grad.
- Wenig Fleisch essen und wenn, dann von Tieren, die artgerecht gehalten wurden, regionale, saisonale und fairtrade Produkte bevorzugen, auch wenn es mehr kostet, uns in der Natur bedienen (Wildpflanzen und Fallobst)
- Nachhaltig und weniger einkaufen, wenn es um Kleidung und Haushaltsgegenständen geht
- Mobil sein ohne eigenes Auto – meist mit Fahrrad und zu Fuß; „Größeres“ transportieren wir mit unserem Lastenrad, das wir uns mit Freunden teilen.
- Fahrradurlaub mit Zelt und „Kochgeschirr“, gern auch in unserer schönen Region
Besser werden wollen wir...
...beim Vermeiden von Verpackungsmüll, indem wir z.B. konsequenter eigene Gefäße zum Einkauf mitnehmen sowie immer wieder nach Unverpacktem fragen – vielleicht gibt es dann auch bald in Böblingen ein größeres Angebot an unverpackten Lebensmitteln.
Klimaschutz ist für uns nicht immer einfach, weil...
...wir alle paar Jahre in der weiteren Welt unterwegs sind. Dies ist im normalen Jahresurlaub nur mit Flugzeug möglich.
Gerne teilen wir...
...unser Lastenrad – mit Freunden
...unsere Gartengeräte und Werkzeuge – mit Nachbarn
...das Auto – über den Verein Stadtmobil e.V.
...unser Knowhow – mit allen
Momentan beschäftigen wir uns intensiv mit den Möglichkeiten, unsere Rücklagen für das Alter nachhaltig anzulegen. Unser Fazit: Gelebter Klimaschutz bedeutet für uns nicht Einschränkung, sondern Gewinn an Lebensqualität. Wir wünschen uns, dass noch viel mehr Menschen mitmachen.“
Familie Schön & ihr Obstmus von städtischen Streuobstwiesen
Heute berichtet Familie Schön über ihre Erfahrungen zum Thema klimafreundlicher Lebensmittelkonsum:
„Die Folgen des diesjährigen Sommers sind vielfältig – eine davon schmeckt süß, manchmal säuerlich, je nach Zubereitung mit einer Note Zimt, auf jeden Fall immer köstlich: Unser Obstmus, selbstgemacht aus Äpfeln und Birnen, die wir von städtischen Obstbäumen in Böblingen gesammelt haben.
Da wir uns vorher nicht mit Einkochen, den unterschiedlichen Sorten und dem jeweiligen Geschmack auskannten, begannen wir zuerst zögerlich. Trotzdem sammelten, schnippelten, kochten und befüllten wir mit viel Spaß und Experimentierfreude und es wurden am Ende sogar 30 Gläser Obstmus. Selbst unsere acht Monate alte Tochter isst es mit dem größten Vergnügen.
So haben wir mehr zufällig als geplant einen klimafreundlichen Lebensmittelkonsum umgesetzt. Drei Aspekte stehen hierbei im Vordergrund:
- REGIONAL UND SAISONAL
Regionale und saisonale Lebensmittel müssen weder aufwendig gelagert noch transportiert werden, was sowohl Energie als auch Transportwege spart. Im Frühjahr, wenn das regionale Angebot an heimischen Früchten nicht so üppig ist, können wir dann unser selbstgemachtes Mus genießen. So müssen wir dann nicht auf Obst aus beheizten Gewächshäusern zurückgreifen, wofür ebenfalls enorm viel Energie verbraucht wird. - VERPACKUNGSMÜLL VERMEIDEN
In herkömmlichen Läden ist es nahezu unmöglich, Lebensmittel unverpackt zu kaufen. Wir haben unser Mus in gebrauchte Tomatensaucen-, Marmeladen- und Gurkengläser abgefüllt. Durch ein mehrmaliges Verwenden der Gläser verbessert sich auch deren Energiebilanz: Je öfter sie verwendet werden, desto besser. - NATURSCHUTZ
Streuobstwiesen sind wichtige Ökosysteme, die Insekten und Vögeln ein Zuhause bieten und unsere typische Kulturlandschaft erhalten. Auf den städtischen Streuobstwiesen kann Obst zum Eigenbedarf gesammelt werden. Wichtig ist nur, dass das Obst vom Boden aus gepflückt wird und die Bäume und Sträucher hierbei nicht beschädigt werden.
Unser Fazit: Mit diesem Angebot an köstlichen Früchten direkt vor der Haustür, macht Klimaschutz einfach Spaß und schmeckt lecker!“
Familie Schön & der gelebte Klimaschutz
Heute stellen wir Ihnen Familie Schön vor. Die jungen Eltern wohnen mit Ihrer 8 Monate alten Tochter seit 1 ½ Jahren in Böblingen. Wir haben Sie gefragt, warum ihnen Klimaschutz wichtig ist, was sie genau tun und mit welchen Schwierigkeiten sie sich konfrontiert sehen.
"Wir setzen uns für Klimaschutz ein, weil wir wollen, dass die Erde für zukünftige Generationen bewohnbar bleibt. Der Klimawandel, die Zerstörung des Lebensraums von Pflanzen, Menschen und Tieren durch den hohen Ressourcenverbrauch sowie die wachsende Ungleichheit in der Welt, haben uns dazu bewegt, unser tägliches Handeln zu überdenken. Es geht uns um gerechtes und rücksichtsvolles Handeln gegenüber allen Menschen und der Natur.“
„Wir betreiben Klimaschutz, indem...
...wir unsere Mobilität überdenken: Bus und Bahn ersetzen weite Wege, auch die in den Urlaub. Den Rest erledigt das Fahrrad.
...wir Ökostrom beziehen.
...wir unsere Kaufgewohnheiten ändern: wir achten darauf, dass Einkäufe fair gehandelt, umweltschonend, unverpackt und dadurch ressourcensparend sind.
...wir unsere Kleidung Second Hand und auf Flohmärkten kaufen oder einfach tauschen.
...wir uns bemühen, den Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten zu reduzieren."
„Klimaschutz ist für uns nicht immer einfach, weil …
...wir oft nicht wissen, wo wir gute, unverpackte Bio-Produkte aus der Region bekommen.
...Verpackungen oft ungefragt mitgegeben werden und viele Artikel ohne Verpackung nicht erhältlich sind.
...saisonal und regional zu essen für uns vor allem im Frühjahr nicht leicht ist.
...wir uns zwar bemühen, Lebensmittel nicht wegzuwerfen, sondern gut zu planen und Reste sinnvoll zu verwenden. Aber hier scheitern wir oft noch.
...das Einkaufen ohne Auto an fremden Orten oft schwierig ist. Besonders im Urlaub lassen wir daher auch mal 'Fünfe gerade sein'.“