Flughafengeschichte(n)
Das Flugfeld ist eines der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands. Doch bereits seit 100 Jahren ist das Gelände des ehemaligen Flughafens ein Brennglass europäischer Zeit- und Technikgeschichte.
Das Flugfeld ist eines der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands. Doch bereits seit 100 Jahren ist das Gelände des ehemaligen Flughafens ein Brennglass europäischer Zeit- und Technikgeschichte.
Die Schweizer Fluggesellschaft Swissair betrieb lange Zeit einen Linienluftverkehr von Berlin-Tempelhof über Stuttgart-Böblingen nach Zürich. Der Sommerflugplan 1934 zeigt folgende Verbindung:
09.20 Uhr ab Zürich-Dübendorf
10.05 Uhr an Stuttgart-Böblingen
10.25 Uhr ab Stuttgart-Böblingen
12.10 Uhr an Halle/Leipzig
12.20 Uhr ab Halle/Leipzig
13.00 Uhr an Berlin-Tempelhof
Um 13.20 Uhr flog die Maschine wieder zurück nach Zürich und landete dort um 17.05 Uhr.
Am Freitag, den 27.Juli 1934, kam es zu einem folgenschweren Unglück. Gegen 9.45 Uhr überflog eine Curtiss AT-32 Condor (CH-170) Tuttlingen und stürzte danach auf dem Rußberg nahe Wurmlingen mit einem lauten Knall ab. Alle drei Besatzungsmitglieder (Pilot Armin Muhlematter, Bordfunker Hans Daschinger und die Stewardess Nelly Diener) und alle 9 Passagiere, darunter zwei Schweizer und sieben Deutsche, kamen dabei ums Leben.
Als Ursache wurde später Materialermüdung festgestellt, ein "versteckter Dauerbruch" eines sogenannten Anschlusslappens der beiden rechten vorderen Verspannungsdrähte im Motoreneinbau zwischen den Tagflächen der Doppeldeckermaschine. Wohl durch die extreme Belastung in einer Bö brach dieser "Lappen" vollends durch und verursachte den Riss weiterer Spanndrähte. Die Maschine war damit nicht mehr flugfähig. Zeugen beobachteten kurz darauf, wie Bruchstücke der Maschine nach unten stürzten und im Wald einschlugen. Die Trümmer waren dort weit verstreut. Laut Augenzeugenberichten lag einer der beiden Motoren neben dem Rumpf der Maschine, der andere gut 50 Meter davon entfernt. Einwohnern von Rußberg und Beerensammlern sei es gelungen, den Flugzeugrumpf so weit zu drehen, dass man an die eingeklemmten Körper heran konnte. Allerdings war keine Hilfe mehr möglich.
Eines der Opfer, die ausgebildete Krankenschwester Nelly Diener, wurde am 1.Mai 1934 bei der Schweizer Fluggesellschaft Swissair auf der Linie Zürich nach Berlin (über Stuttgart-Böblingen) die erste Flugbegleiterin Europas . Die schweizerische Presse glorifizierte sie als „blonde, lockige, langbewimperte Dame“ zum „Engel der Lüfte“. Ihre Fluggäste verwöhnte sie mit selbst zubereiteten Speisen und Getränken. Die Verpflegung war in den Anfangsjahren der Swissair nicht im Flugpreis inbegriffen; für eine Bordküche war im knapp bemessenen Raum in den Pioniertagen der Verkehrsflugzeuge kein Platz. Im Angebot waren Tee, Kaffee, belegte Brote, Suppe und Früchte. Passagieren, die unter Flugangst litten, redete Nelly Diener beruhigend zu, und mit vielen spielte sie Karten, oder es wurde zur Ablenkung von der Flugangst gestrickt, miteinander Lieder gesungen oder sogar gejodelt. Die Flugbegleiterinnen der Swissair verrichteten ihre Arbeit anfangs noch ohne Uniform und mussten sich mit einer weissen Schürze begnügen – zeitgenössische Aufnahmen ausserhalb des Flugzeugs zeigen Nelly Diener hingegen mehrheitlich mit Fliegerjacke, Hosen und Mütze. Auf einer Postkarte ist ihre Berufsbezeichnung mit „Stewardess des Schnellflugzeuges Condor der Swissair“ angegeben.
Mit 22 Jahren und ca. 3monatiger Berufsausübung verunglückte Nelly Diener auf Ihrem 79.Flug. Ein Gedenkstein an der Absturzstelle erinnert noch heute an das tragische Unglück.
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