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Das Stadtarchiv Böblingen lädt zum historischen Vortrag mit Frage-Runde zum jüdischen Leben in Böblingen vom 15. bis 18. Jahrhundert mit der Historikerin Marie Lindner am Freitag, 22. November 2024, um 19.00 Uhr in die Zehntscheuer, Pfarrgasse 2.  

Die jüdische Geschichte hat gewiss ihr dunkelstes Kapitel im Holocaust im 20. Jahrhundert. Die systematische Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Nazi-Deutschland erlebten hier einen grausamen Höhepunkt. Doch anti-jüdisches Denken ist bereits viele Jahrhunderte länger in unserer Gesellschaft verwurzelt.  

Gab es in Böblingen im Spätmittelalter überhaupt eine jüdische Bevölkerung? Was können wir über sie in Erfahrung bringen? Seit mehreren Monaten forscht Marie Lindner aktiv an den Spuren jüdischen Lebens in und um Böblingen. Sie fängt dabei zwar nicht ganz bei „Adam und Eva“ an, doch aber in jener spätmittelalterlichen Zeit, in der die Herzöge von Württemberg die Böblinger Burg neben der Stadtkirche zum Schloss ausgebauten, als sich das Handwerk noch in Zünften organisierte und in der eine massive Stadtmauer das kleine Städtchen Böblingen umgab.  

Marie Lindner nimmt uns mit auf eine spannende Reise ins jüdische Leben im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit in Württemberg. Was hat es mit den Ansiedlungsverboten für Jüdinnen und Juden auf sich? Welche Rolle spielt das Testament von Herzog Eberhard im Bart, dem Gründer der Universität Tübingen, für Böblingen – und vor allem: wie kommen wir dem jüdischen Leben in und um Böblingen bis ins 18. Jahrhundert auf die Spur? Wenn es jüdisches Leben in Böblingen gab, wo begegneten sich Juden und Christen im kleinen Böblingen der Vormoderne?  

Marie Lindner ist eine Expertin der Judaistik und berichtet aus ihrer noch unveröffentlichten Forschung, präsentiert unbekannte Quellenfunde und zeigt Möglichkeiten und Grenzen eines hochspannenden Projekts, mit dem im Stadtarchiv Böblingen ein erster Schritt zur Aufarbeitung der jüdischen Geschichte begonnen wird.