Städtische Galerie: Neue Ausstellung zu Fritz Steisslinger
Liebe Bürger*innen,
die Adventszeit hat begonnen, und Weihnachten rückt immer näher. Während sich das Jahr dem Ende zuneigt, laden die kommenden freien Tage dazu ein, unsere vielfältige Museumslandschaft im Herzen Böblingens zu erkunden. Besonders lohnt sich ein Besuch in der Städtischen Galerie, die ab Mitte Dezember 2024 mit eine faszinierenden neuen Ausstellung aufwartet.
Am Sonntag, 15. Dezember 2024, eröffnet im Museum Zehntscheuer (Pfarrgasse 2) „Das symbolistische Frühwerk von Fritz Steisslinger“. Dieser Neugier weckende Titel überschreibt die neue Einzelausstellung des in unserer Region bestens bekannten Künstlers.
Matinee mit musikalischem Rahmen
Um 11.00 Uhr darf ich Sie zusammen mit Sven Reisch, Leiter des Amts für Kultur, Galerie-Leiterin Corinna Steimel und in Anwesenheit von Nachlassverwalterin Frederica Steisslinger, Schwiegertochter des Malers, herzlich begrüßen. Im Anschluss an die Redebeiträge gibt es im feierlichen Ambiente des Wolfgang-Brumme-Saals im Alten Rathaus direkt gegenüber ein kleines vorweihnachtliches Konzert mit Cello und Flügel.
Vielseitige Facetten von Fritz Steisslinger
Wir konnten in den vergangenen Jahren regelmäßig immer wieder neue künstlerische Facetten von Fritz Steisslinger erleben. Gut in Erinnerung geblieben ist mir persönlich beispielsweise die Tandem-Ausstellung „Böblinger Bilderbogen“ vor zwei Jahren. Hier konnten wir wunderbare Stadtansichten und Landschaften unserer Stadt von Fritz Steisslinger erleben. Diese Bilder waren überwiegend zwischen den 1930er- und 1950er-Jahren entstanden und wurden im Dialog mit Miniaturen seines Künstlerfreundes Reinhold Nägele gezeigt.
Die neue Ausstellung beleuchtet nun erstmals Fritz Steisslingers frühe Phase mit Werken, die zwischen 1914 und 1924 entstanden sind. Damals war sein Stil noch der Figuren-bzw. Historien-Malerei verpflichtet, die in der Rangfolge der Malerei traditionell die höchste (und schwerste) Gattung war.
Kunstströmungen um 1900: Visionäre Vorboten der Kriege
Der 1891 geborene und vor mehr als 100 Jahren in Böblingen sesshaft gewordene Künstler wurde in eine Epoche der Umbrüche hineingeboren. Darin wuchs die Sehnsucht nach Geborgenheit und Verwurzelung in einer zusehends unübersichtlicher werdenden Zeit. So waren um die Jahrhundertwende Tendenzen in der Kunst aufgekommen, die verstärkt verborgene und un(ter) bewusste Gefühlswelten zum Bildthema erhoben und zudem Eigenschaften aus der Musik als Inspiration für die Gestaltung heranzogen. Rückblickend erwiesen sich diese Strömungen damit gleichsam als Vorboten für die kommenden
Schrecken der beiden verheerenden Weltkriege.
Durch sein Studium bei Franz von Stuck und Fritz von Uhde, Malerfürsten und Professoren der Münchner Akademie, kam der junge Fritz Steisslinger – noch vor seinem Eingezogen-Werden als Soldat im Ersten Weltkrieg – in Berührung mit der „dunklen“, d.h. nachdenklich stimmenden Strömung des Symbolismus. Deren Einfluss sollte ihn von da an auf seinem weiteren Lebensweg begleiten.
Großformatige, erstmals öffentlich zu sehende Gemälde
Die neue Ausstellung stellt erstmals alle rund 25 zumeist großformatigen Gemälde vor, für die Fritz Steisslinger sich mit mythologischen und allegorischen Motiven beschäftigte. Dabei bediente er sich biblisch-christlicher Ikonografien und zugleich expressionistischer Ausdrucksmittel. In ihrer rätselhaften, mystischen Art und Weise faszinieren uns diese Gemälde bis heute.
Es freut mich sehr, dass unsere Städtische Galerie Ihnen zum Jahresabschluss ein weiteres kulturelles Glanzlicht bieten kann: Lassen Sie sich von einzigartigen Kunstwerken (be-)sinnlich in den Bann ziehen!
Ihr
Dr. Stefan Belz