Lufthansa in Böblingen

Werft auf dem Böblinger Flughafen
Werft auf dem Böblinger Flughafen

Der erste Linienflug der im Januar 1926 gegründeten "Luft Hansa" (ab 1933 Lufthansa) ging am 06.April 1926 von Berlin über Stuttgart-Böblingen nach Zürich. Um 07.25 Uhr startete eine Fokker-Grulich und landete nach Zwischenstops in Halle und Erfurt um 12.40 Uhr in Böblingen. An Bord des sechssitzigen Flugzeugs waren fünf Passagiere, darunter ein frisch getrautes Hochzeitspaar auf dem Weg in die Flitterwochen. Für die Reise in die Schweiz mußten sie je 140 RM bezahlen, die Strecke nach Böblingen kostete 105 RM. Die Maschine hatte ein offenes Cockpit und eine geschlossene Kabine mit Toilette und Waschraum. Die Reisegeschwindigkeit betrug 120 km/h. Am nächsten Tag ging es auf derselben Route wieder zurück und schon war die Nachfrage größer als das Angebot, zwei Kunden mußte die Luft Hansa bereits zurückweisen. Bis zum 12.April kamen drei weitere Linien dazu.

Die erste Böblinger Mannschaft der Luft Hansa (1926)
Die erste Böblinger Mannschaft der Luft Hansa (1926)

In der Folgezeit trug die Lufthansa mit der Erweiterung ihres Liniennetzes wesentlich zum Betrieb und weiteren Ausbau des Böblinger Flughafens bei. Die Flugleitung lag in ihrer Verantwortung. Sie nahm die Flugzeuge in Empfang und fertigte die Fliegenden ab. Die Flugzeuge wurden betankt und vor Wiederabflug vom technischen Personal in allen Teilen gründlich nachgeprüft. Die Flugleitung erhielt den "Streckendienst", sorgte für das Wohl der Fluggäste und für die ordnungsgemäße Beförderung der Post-und Frachtsendungen. Eine weitere Aufgabe war die Überholung und Instandhaltung von Flugzeugen.

Flugroute von Stuttgart (Böblingen) nach Südamerika (Buenos Aires)
Flugroute von Stuttgart (Böblingen) nach
Südamerika (Buenos Aires)

Hierzu unterhielt die Lufthansa in Böblingen eine große Instandsetzungswerft, die einzige in Südwestdeutschland. Während des Spanischen Bürgerkrieges schickte die Lufthansa im Auftrag der politischen Führung Flugzeuge für Francos Truppen. Sie wurden in der Lufthansa-Werkstatt gewartet und durch Lufthansa-Piloten direkt nach Sevilla überführt. So wuchs der Personalbestand von Jahr zu Jahr und Böblingen wurde zu einem der größten Lufthansa-Standorte in Deutschland.

Von Böblingen über den Atlantik nach Südamerika

Am 03.Februar 1934 startete vom Flughafen Böblingen unter der Regie der Deutschen Lufthansa der erste Katapultflugverkehr nach Südamerika. In Böblingen startete ein Flugzeug mit Luftpost und flog über Barcelona, Sevilla und den Kanarischen Inseln nach Bathurst (heute Banjul), der Hauptstadt von Gambia. Da die Flugzeuge noch nicht genügend Reichweite hatten, um von hier aus den Südatlantik zu überqueren, wurde die Luftpost in ein Wasserflugzeug (Dornier "Wale") umgeladen.

Katapultschiff Ablauf - „Wal“ an Bord nehmen und von Bord katapultieren
Katapultschiff Ablauf:
„Wal“ an Bord nehmen und von Bord katapultieren

Das Flugzeug flog in Richtung Südamerika, wo auf etwa halber Strecke das Katapultschiff "Westfalen" kreuzte, dass als schwimmende Zwischenstation diente. Hier wurde es an Bord genommen und fuhr mit dem Flugzeug weiter in Richtung brasilianische Küste. Als die noch verbliebene Entfernung für die Reichweite des Flugzeuges ausreichte, wurde der "Wal" vom Schiff katapultiert, der dann bis nach Natal in Brasilien flog. Von dort flogen Flugzeuge nach Rio und Montevideo, um die Post weiter zu verteilen.

Mit dem Einsatz eines zweiten Katapultschiffes "Schwabenland" konnten die Luftpostzeiten auf der 11.370 km langen Strecke von Berlin nach Rio von fünf auf drei bis vier Tage verkürzt werden. Am 16.April 1936 endete der Katapultflugverkehr von Böblingen nach Südamerika mit insgesamt 80 Hin- und Rückflügen. Alle weiteren Flüge wurden von Frankfurt/Main durchgeführt.

Die DLH Siedlung in der Achalmstraße und im Herdweg

Mit diesen vielfältigen Aktivität der Lufthansa wuchs der Personalbestand von Jahr zu Jahr und der Böblinger Flughafen wurde zu einem der größten Lufthansa-Standorte in Deutschland.

Im Auftrag der Lufthansa wurde in Zusammenarbeit mit der Fa. Gemeinnützige Heimstätten 1934 eine kleine Wohnsiedlung, die "DLH Siedlung", mit 14 Häusern in der Achalmstrasse und zwei Häusern am Herdweg gebaut und 1935 eingeweiht. Der Preis für die damaligen Verhältnisse mit allem Komfort ausgestatteten Häuser betrug zwischen 10.000 und 12.000 RM, die Kredite dafür gab es zu äußerst günstigen Konditionen. Die Rückzahlung wurde im Dezember ausgesetzt, damit sich die Mitarbeiter ihre Weihnachtsgeschenke kaufen konnten.

Mit der Errichtung des Flugplatzes in Stuttgart- Echterdingen ging die Lufthansazeit in Böblingen zu Ende.

Siedlung im Bau
Siedlung im Bau
Siedlung kurz nach ihrer Fertigstellung
Siedlung kurz nach ihrer Fertigstellung
Die neuen Bewohner der Siedlung
Die neuen Bewohner der Siedlung
Gemütliche Einrichtung in einem Gebäude der Siedlung
Gemütliche Einrichtung in einem Gebäude der Siedlung

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